Stiftungsbericht 2019

Stiftungsbericht 2019, Nr. 13, April 2020

Zwei Jahrzehnte kleine Schritte, mit großem Erfolg!
In 2020 feiert die Stiftung ihr 20-jähriges Jubiläum

Zum Geleit

Eigentlich greifen wir an dieser Stelle gerne ein Thema auf, das die Arbeit unserer Stiftung im Berichtsjahr besonders geprägt hat. Nachdem aber der Coronavirus die Welt gerade in seinem Bann hält, ist in diesem Jahr alles anders! Wir wollen deshalb den Fokus hier auf das laufende Jahr und das anstehende 20-jährige Jubiläum unserer Stiftung richten.

Angestoßen durch Hans Schaefer und Klaus Suess wurde die Stiftung im Jahr 2000 von rund 100 Anstiftern ins Leben gerufen. Trotz einiger Anlaufschwierigkeiten konnte die Stiftung eine solide Aufwärtsentwicklung nehmen und wurde lange bzgl. ihrer Möglichkeiten unterschätzt. In den letzten 20 Jahren hat die Stiftung in mehr als 250 Fällen hilfsbedürftige Betreute insge­samt mit mehr als EUR 100.000 Unterstützungsleistungen gefördert. Was für ein Erfolg!

Ihre besondere Kraft entfaltet die Stiftung derzeit in einer Phase des Generationswechsels. Während in den letzten Jahrzehnten vor allem Eltern die Verantwortung für ihre betreuten Kinder übernommen haben, sind es seit einigen Jahren zunehmend die Geschwister, die diese Rolle übernehmen. Durch eine Berücksichtigung der Stiftung als Nacherbe betreuter Kinder in einem Testament und bei Bedarf auch als Testamentsvollstrecker können Eltern ihr betreutes Kind absichern, das Vermögen vor dem Zugriff des Sozialkostenträgers schützen und darüber hinaus zum Wohle zukünftiger Generationen Betreuter in Weckelweiler einsetzen. In 2019 hat die Stiftung erstmals die Aufgabe des Testa­mentsvoll­streckers übernommen und den gesam­ten Prozess der Erbauseinandersetzung inkl. aller For­malitäten erfolgreich durchlaufen.

Wir freuen uns auf die Zeit nach dem zur Zeit notwendigen „Social Distancing“. Getreu dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“ werden wir weiter unserer Aufgabe als mildtätige Stiftung zur Unterstützung einzelner Betreu­ter in Weckelweiler gemeinsam mit der Einrichtung voller Überzeugung und mit Engagement nachgehen!

♦   ♦   ♦

Im Kalenderjahr 2019 lag der Schwerpunkt unserer Stiftungsarbeit weiterhin auf dem Projekt „Heimstraße 6“. Wir haben uns vor allem mit der Ausbauplanung der Scheune und den damit verbunde­nen Vertrags- und Finanzierungsfragen (z.B. Miet-/Pachtvertrag mit der Einrich­tung, Abschluss eines Darlehens zur Zwischenfinanzierung der Fördermittel) beschäftigt. Außerdem konnten wir Käufer für alle Wohnapartments finden, so dass unsere Architekten im Februar 2020 die ersten Ausschreibungen an Handwerksfirmen in der Region verschicken konnten. Wir gehen davon aus, dass uns Ende Mai 2020 alle Angebote vorliegen und wir im Kreise der zukünftigen Eigentümer gemeinsam mit dem ausgewählten Bauträger alle noch offenen baulichen und gestalterischen Fragen klären können. Baubeginn ist spätestens im Herbst 2020 vorgesehen.

Daneben wollen wir herausheben, dass die Stiftung erstmalig die Rolle eines Testaments­voll­streckers übernommen hat. Die Eltern eines in Weckelweiler betreuten Sohnes haben in Ihrem Testament unsere Stiftung als Nacherbe eingesetzt und auch als Testamentsvollstrecker be­nannt. Im Laufe der letzten Monate haben wir den damit verbundenen organisato­rischen Pro­zess durchlaufen und sehr viel über die zur Umsetzung eines Behindertentestaments notwen­digen Formalitäten (inkl. der Übertragung von Immobilien) sowie den Umgang mit den betei­ligten Gerichten und Institutionen gelernt. Für Anfragen zur Testamentsvollstreckung haben wir für Interessierte einen Leitfaden als Gesprächsgrundlage entwickelt.

Zum 31.12.2019 weist der Stiftungs-Finanzbericht ein Vermögen von EUR 1.109.338,43 aus. Das sind EUR 38.689,00 oder 3,6 % mehr als zu Beginn des Jahres. Dieser Vermögenszuwachs erfolgte im Wesentlichen in der Dachstiftung durch Spendeneingänge von über EUR 20.000. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Dachstiftung noch einen Verlustvortrag aus 2018 aus dem Projekt „Heimstraße 6“ von EUR 46.923,00 in der Bilanz führt. Wir gehen davon aus, dass die von der Stiftung vorfinanzierten Zahlungen nach der Beurkundung der Kaufverträge für die Wohnapartments vom Bauträger noch in 2020 zurückerstattet werden.

Aufgrund des guten Börsenjahres 2019 konnten in allen Stiftungen (ausgenommen der Treu­handstiftung A. u. W. Fuchs) die negativen Wertberichtigungen aus 2018 (etwa EUR 20.000) fast vollständig egalisiert werden. Außerdem haben inzwischen die Depots aller Stiftungen speziell für Stiftungen konzipierte Wertpapiere im Bestand. Diese haben sich in 2019 sehr gut entwickelt und Erträge von insgesamt ca. EUR 11.000 generiert.

Mit großem Bedauern haben wir die Nachricht vom Ableben unseres langjährigen Stiftungs­vorstands, Rainer Ostheim, am 31.07.2019 aufgenommen. Es würde den Rahmen dieses Be­richts sprengen, seine vielfältigen Verdienste beim Aufbau und der Entwicklung der Stiftung als Vorstand und später als Stiftungsrat aufzuzählen. Wir haben seine ruhige und ausgleichen­de Art sehr geschätzt und werden ihm stets in Ehren gedenken!

Ganz besonders vor dem Hintergrund unseres 20-jährigen Jubiläums wollen wir uns ganz herz­lich bei allen Spen­dern und Stiftern im Namen aller begünstigten Betreuten bedanken! Zukün­ftig planen wir, uns noch mehr bei der Förderung anthropo­sophisch motivierter, künstle­ri­scher und kultureller Aktivitäten zu engagieren. Daher würden wir uns freuen, wenn Sie uns auch weiterhin mit (zweckgebundenen) Spenden und Zustif­tungen unter­stützen.

Die Kapitalentwicklung in der Dachstiftung weist im Jahr 2019 Erträge von EUR 30.251,17 auf, darunter Zuwendungen in Höhe von EUR 20.276,00. Die Aufwendungen addierten sich in 2019 auf EUR 13.527,63, darunter weitere Anlaufkosten in Höhe von EUR 11.714,96 für das Projekt „Heimstraße 6“. Das Stiftungsvermögen betrug damit EUR 283.896,23 am Jahres­ende.

Erfreulich ist, dass wir die Kursverluste aus 2018 vollständig ausgleichen konnten und somit buchhalterisch EUR 5.839,17 in die Erträge buchen konnten. Auch konnten die Kapitalerträge trotz der anhaltenden Niedrigzinsphase auf EUR 2.336,00 gesteigert werden.

Im Jahresverlauf 2019 hat sich das Volumen der von uns verwalteten Treuhandstiftungen um EUR 21.850 auf über EUR 825.000 erhöht, was einer Steigerung von etwa 2,7% entspricht.

Insgesamt leistete die Stiftung im Jahresverlauf 2019 Unterstützungszahlungen in Höhe von EUR 2.250. Die höchste Einzelunterstützung wurde für den Führerschein eines Betreuten, der somit einen guten Arbeitsplatz erreichen kann, erbracht.

Im Berichtszeitraum kam es nur zu Leistungen in 6 Individualfällen und damit zur geringsten Anzahl von Unterstützungen seit vielen Jahren. Um auch zukünftig einen relevanten Mehrwert für die Betreuten in Weckelweiler schaffen zu können, diskutiert der Stiftungs­vorstand zur Zeit mit dem Vorstand der Einrichtung, welche Projekte – vor allem in der aktuellen Coronakrise – im Rahmen unserer Satzung unterstützt werden können.

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesen Informationen einen Überblick über die Stiftungs­arbeit in 2019 geben konnten, und … bleiben Sie gesund!

Dr. Henning Pfaffhausen (Vorsitzender des Vorstands),
Dr. Martin Brünger (Stellvertretender Vorsitzender),
Hanns J. Proenen (Finanzen)