Stiftungsbericht 2011
Stiftungsbericht 2011, Nr. 5, Frühjahr 2012
„Geld ist für die Menschen da!“ (Slogan Jahresbericht 2010 der GLS Bank)
Sicherheit, Vermögenserhalt und ausreichende Erträge als Zielkonflikt der Stiftungen
Zum Geleit
Die Börsen-Zeitung vom 7. Februar 2012 führt in ihrem dem Asset Management (Vermögensmanagement) gewidmetem Berichtsteil unter der Überschrift „Das Umfeld für Stiftungen verdüstert sich“ aus, dass das Gros der gemeinnützigen Organisationen unter Vermögensaufzehrung leide. Am angegebenen Ort (a.a.O.) heißt es weiter, dass trotz einer neuen Rekordzahl sich über viele Stiftungen eine dunkle Gewitterfront zusammen zieht. Weiter heißt es, dass angesichts des niedrigen Zinsniveaus das Gros der gemeinnützigen Organisationen weder ihre Förderung aufrechterhalten, noch das eigene Vermögen sichern kann. Der Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen wird a.a.O. mit der Feststellung zitiert, „dass es viele Stiftungen mit ihren bislang bewährten, auf Sicherheit ausgerichteten Anlagestrategien nicht mehr schaffen, die Ziele Sicherheit, Vermögenserhalt und ausreichende Erträge für den gemeinnützigen Zweck unter einen Hut zu bringen.“ Als Ausweg für die am stärksten betroffenen kleineren und mittleren Stiftungen wird u.a. die Überlegung geäußert, die überschaubaren Vermögen von kleineren Stiftungen zu bündeln und evtl. extern verwalten zu lassen. Gedacht ist dabei z.B. an Lebensversicherungen als Dienstleister. Da solche Wege aber offenbar noch nicht das Optimum darstellen, verhandelt der Verband aktuell mit Banken über mögliche Alternativen.
Die dargelegte Problematik ist dem Vorstand unserer Stiftung sehr wohl bewußt. Aufgrund von im Geschäftsführungsorgan angestellten Überlegungen, der diesbezüglichen Fragestellungen des Vorsitzenden unseres Stiftungsrates anläßlich der letzten Gremientagung im Mai 2011 sowie der ständigen Ausführungen in den einschlägigen Fachmedien über die teils brisanten Entwicklungen an den Finanzmärkten, hat der Vorstandsvorsitzende am 7. Dezember 2011 auf der Grundlage eines Kundenfinanzstatus per 01.12.2011 ein eingehendes Gespräch in der Sparkasse Schwäbisch Hall-Crailsheim mit den für uns zuständigen Beratern geführt.
Das Treffen fand aufgrund unserer Initiative statt und diente einerseits dem gegenseitigen persönlichen Kennenlernen und andererseits Betrachtungen zur Stiftung im allgemeinen und zur Anlagepolitik im besonderen. Das Gesprächsergebnis wurde schriftlich fixiert. Übereinstimmend wurde das Anlageverhalten der Vergangenheit als sachgerecht bezeichnet. Es sei absolut richtig gewesen, in der noch anhaltenden kritischen Situation dem Faktor „Sicherheit der Anlage“ Priorität einzuräumen. Auch in der absehbaren Zukunft sollte so vorgegangen werden. Die Sparkassenvertreter führten neue Anlageprodukte als mögliche Alternative für Neu- bzw. Verlängerungsanlagen in die Diskussion ein. Unsere Gesprächspartner boten an, für ein Kurzreferat über alternative Anlageprodukte z.B. bei der gemeinsamen Sitzung von Stiftungsrat und Stiftungsvorstand im Mai 2012 zur Verfügung zu stehen.
Eine andere Akzentsetzung in diesem Zusammenhang war die Teilnahme der Vorstandsherren Hermann Anschütz und Rainer Ostheim an dem von der Stiftung Lauenstein und der GLS Treuhand gemeinsam veranstaltenden Stiftungstag der Stiftungen im Umfeld der anthroposophischen Heilpädagogik und Sozialtherapie am 21. Januar 2012 in Frankfurt Die GLS Bank ist die nach eigenen Bekundungen erste sozial-ökologische Universalbank der Welt. Im Überblick zu ihrem Jahresbericht 2010 führt sie weiter aus, dass „menschliche Bedürfnisse und die Überzeugung, dass Geld für die Menschen da ist“, Ausgangspunkte ihrer Arbeit seien (siehe Kopfzeile unseres Geleitwortes).
Dem Stiftungstag lagen Überlegungen der Stiftung Lauenstein zugrunde, die sich in ihrer Strategietagung das Ziel gesetzt hatte, alle Stiftungen, Stiftungsinitiativen und Stiftungsinteressierte, die sich um die Schulen und Lebensorte herum gebildet haben, zu vernetzen und ein gemeinsames Forum zum Erfahrungsaustausch zu bilden. Nach Vorstellung und Einführung wurden zunächst die Berichte zur Stiftungsarbeit behandelt. Am Nachmittag spielte auch hier die Anlage des Stiftungsvermögens in der augenblicklichen Marktlage eine besondere Rolle. Abschließend wurde eine Gemeinschaftliche Stiftung vorgestellt und Anregungen für mögliche Kooperationen gegeben.
Die Wahrnehmung der Termine in Crailsheim und Frankfurt zeigen, wie sehr der Vorstand bemüht ist, rechtzeitig neue Entwicklungen kennenzulernen, sich ständig qualifiziert informieren zu lassen und vielfältigste Kontakte zu haben, die Vorstandsarbeit permanent im Detail überprüfen zu können. Wir kommen zu dem Schluss, dass die vorerwähnten Zielkonflikte selbstverständlich auch uns im allgemeinen und als kleine bis mittlere Stiftung auch im besonderen betreffen. Wir legen nach wie vor Wert darauf, ohne das Ziel „Sicherheit“ zu vernachlässigen, eine möglichst hohe Rendite in unserer Anlagepolitik zu erzielen. Ausreichende Erträge für den gemeinnützigen Zweck unserer Stiftung zu erzielen, ist uns zumindest bislang auch deshalb gelungen, da erstens unsere Verwaltungskosten gegen Null tendieren und zweitens, dass trotz aller Neu- und Zustiftungen stets auch ein ausreichender Zufluß von Spendengeldern, so auch im Jahre 2011, zur Wahrnehmung unserer gemeinnützigen Aufgaben und Ziele bereit stand.
Von den T€ 868 Gesamt-Stiftungsvermögen entfallen T€ 389 oder knapp die Hälfte auf Immobilienvermögen im wesentlichen in der Gemarkung Kirchberg (T€ 325) und in Künzelsau (T€ 64). Der weitaus größte Teil des Immobilien-Stiftungsvermögens entfällt auf die Treuhandstiftungen (T€ 339).
Neben dem strategischen Aspekt der Nachhaltigkeit unseres Tuns in Gestalt des wachsenden Stiftungsvermögens und dessen verfügbare Erträgnisse, hat auch die operative, häufig spontan und schnell handelnde Seite unseres Wirkens in Form von Unterstützungsleistungen an Einzelne oder Gruppen unserer Einrichtung einen hohen Stellenwert. Mit der Bewilligung in 23 Einzelfällen und von 4 Gruppenanträgen im Gesamtwert von über T€ 10 haben sowohl die Zahl der Begünstigten als auch das Volumen der Unterstützungen einen beachtlichen Stand erreicht.
Stiftungsrat und Vorstand sind über die positive Entwicklung des Stiftungsgeschehens sehr erfreut. Es wäre sehr schön und ganz im Sinne der Betreuten, wenn die letztmals im Jahre 2010 gestiegene Zahl der Treuhandstifter zum Anlass genommen würde, den Kreis der Stifter nochmals auszuweiten. Selbstverständlich sind aber auch Zuwendungen zur Dachstiftung, sei es als Zustiftung oder als Spende, jederzeit willkommen.
Wir danken allen Anstiftern, Zustiftern und Spendern für die in vielen Fällen auch wiederholte und teils großzügige Unterstützung und bitten sie sowie die Leser dieses Berichtes und alle Mitglieder des Freundeskreises der Weckelweiler Gemeinschaften auch künftig der Stiftung gewogen zu sein und uns nach Kräften zu unterstützen.
Dipl.-Ing. Klaus Suess (Vorsitzender des Stiftungsrats),
Werner Fuchs (Vorsitzender des Vorstands)